Das Hofer’sche – ein Haus des Jugendrechts,
Magdalena Huesgen
Das Hofer’sche Anwesen ist ein Hofhaus in Konstanz’ ältestem Stadtteil der Niederburg. In dieses, erstmals um 1290 erwähnte, Bestandsgebäude soll eine neue Nutzung in Form eines Haus des Jugendrechts integriert werden.
In einem Haus des Jugendrechts arbeiten die drei zentralen Akteure im jugendstrafrechtlichen Prozess - Jugendhilfe, Polizei und Staatsanwaltschaft - gemeinsam unter einem Dach. Das fördert die direkte Kommunikation, beschleunigt dadurch die Ermittlungen und ermöglicht eine zeitnahe, sowie passgenaue Reaktion auf die Straftaten der Jugendlichen und Heranwachsenden. Ziel ist es, dadurch langfristig die Jugendkriminalität zu reduzieren. Durch regelmäßige Besprechungen aller am Verfahren Beteiligter können so Maßnahmen gefunden werden, die den/die junge/n TäterIn davon abhalten weitere Straftaten zu begehen und eine soziale (Re-)Integration fördern.
Mit dem Projekt „Das Hofer’sche“ entsteht ein Konzept für ein Haus des Jugendrechts in den Mauern des alten Hofhauses. Eine Anlaufstelle für junge Straffällige, als auch deren Eltern, vor, während und nach dem Strafverfolgungsprozess, bei der der Mensch und der Erziehungsgedanke im Mittelpunkt stehen, nicht dessen Straftat. Um dem Gebäude letztlich mehr Lebendigkeit zu geben entsteht im Erdgeschoss eine öffentlich zugängliche Kantine, sowie im Innenhof ein Forum der Begegnung aller Bürger. Hier können Veranstaltungen wie Konzerte, Feste, Wochenmärkte und viele mehr statt finden.
Durch ein einheitliches Gestaltungskonzept werden die verschiedenen Nutzungen zusammengeführt. Die Grundstruktur des Herrenhauses, nach dem Prinzip der Hierarchie, dient als Leitfaden für die Raumordnung der neuen Nutzung als Haus des Jugendrechts. Im Erdgeschoss wird eine öffentlich zugängliche Kantine untergebracht, wie auch damals meist die Küche mit zugehörigen Nebenräumen. Die Obergeschosse beherbergten ehemals die Repräsentationsräume, sowie Wohngemächer des Hausherren. In Übertragung auf das Haus des Jugendrechts entstehen hier Kommunikationsflächen bei denen der/die Jugendliche im Mittelpunkt steht. Dort finden Fallkonferenzen sowie Besprechungen statt und es werden ambulante Maßnahmen wie beispielsweise soziale Trainingskurse und Kunstprojekte angeboten. Im Dachgeschoss, sowie vorgelagerten Hofhaus, die ursprünglich als Lagerflächen und Personalwohnungen dienten, werden Polizei und Staatsanwaltschaft getrennt von der Jugendgerichtshilfe untergebracht. Der Innenhof als verbindender Raum wird ein Forum der Begegnung aller Bürger.
Im Umgang mit dem historischen Bestandsgebäude soll ein Spannungsfeld entstehen - eine Symbiose aus Alt und Neu. Die vorhandene Bausubstanz wird erhalten, durch geringfügige bauliche Eingriffe ergänzt und somit ein Stück Geschichte der aktuellen Zeit hinterlassen. Neues, bzw. Verändertes wird bewusst hervorgehoben und fügt sich wie ein Parasit in den Bestand ein. Eine gerade, reduzierte Formensprache, sowie individuelle Farbgebung macht die Interventionen klar erkennbar. Für eine bessere Orientierung erhält jeder Bereich eine eigene Farbwelt. Eine lebendige, frische Farbpalette schafft einen zugänglichen und integrativen Raum für die Jugendlichen in dem sie sich verstanden und aufgehoben fühlen. Der Kontrast zwischen warmen und kalten Farben trennt die Öffentlichen, bzw. halb-öffnentlichen von den internen Bereichen. Über die Materialität wird ein verbindendes Element geschaffen. Der Fokus liegt auf regionalen und recycelten Materialien um so einen Bezug zur aktuellen Zeit zu schaffen in der Nachhaltigkeit eines der wichtigsten Themen ist. Somit entsteht ein Gesamtkonzept aus Raumordnung, Form, Farbe und Materialität.
Projekt: | Masterarbeit |
Titel: | Das Hofer’sche – ein Haus des Jugendrechts |
Zeitraum: | Wintersemester 2022/23 |